Klaus Gericke: Herr Morgenstern, was macht Sie so sicher, dass Sie
der James-Bond-Experte sind?
Morgenstern: Das habe ich nie von mir gesagt. Wo haben Sie das denn
gehört?
KG: In der Szene sind Sie bekannt, und die
meisten Ihrer Sachbücher handeln von 007. Wird das auf die Dauer
nicht langweilig?
Morgenstern: Da es immer etwas Neues zum Thema James Bond gibt und
man die Filme und Romane unter ganz unterschiedlichen Aspekten
analysieren kann, habe ich mich bisher nicht gelangweilt.
KG: Was halten Sie von den Gerüchten um einen
Nachfolger für Daniel Craig?
Morgenstern: Daniel Craig wird nicht ewig Bond spielen, das steht
fest, aber ich glaube nicht, dass er nach „Spectre“ aufhören wird.
Dafür ist der Erfolg im Moment zu groß.
KG: In den Medien ist die Rede davon, der neue
James Bond solle schwarz oder schwul sein. Würden Sie eine solche
Veränderung begrüßen?
Morgenstern: Die Hautfarbe und die sexuelle Ausrichtung spielen
keine Rolle, solange es sich um einen guten Schauspieler handelt.
KG: Warum glauben Sie, dass Daniel Craig nach
„Spectre“ (Filmstart 6. November) noch einen weiteren Bondfilm
drehen wird?
Morgenstern: Sicher kann man nie sein, aber so wie es aussieht, ist
Daniel Craig sehr zufrieden mit der Entwicklung der Figur. Er hat
ein Mitspracherecht beim Drehbuch, bekam beim seinem letzten Film
rund 17 Millionen Dollar Gage und ist mit seinen 47 Jahren noch
lange nicht aus dem Rennen. Roger Moore war bei seinem letzten
Bond-Film 57. Würden Sie da schon aufhören?
KG: Woher beziehen Sie Ihre Informationen?
Morgenstern: Die Dreharbeiten sind zwar sehr gut abgeschirmt, aber
wenn man über ein gutes Netzwerk verfügt, dann gibt es immer
jemanden hinter den Kulissen, der einen mit Neuigkeiten versorgt. In
Deutschland gibt der James-Bond-Club seinen Mitgliedern die neuesten
Hintergrundinformationen.
KG: Wie kann man sich diesen Club vorstellen?
Tragen alle Mitglieder Anzüge, treffen sich zum Martini und gucken
jeden Tag Bond-Filme?
Morgenstern: Ganz im Gegenteil: Die meisten Mitglieder stehen voll
im Leben, haben etwas erreicht und gönnen sich zur Entspannung den
Luxus, alles über die Welt des James Bond erfahren zu können, was
sie wollen. Es herrscht ein reger Austausch, und das Hobby erfordert
mehr Know-How, als man meint. Das ist ein Club von Fans für Fans.
KG: Im Oktober ist der Bond-Schurke Götz Otto
in Braunschweig Ihr Gast, wenn sie das 50. Jubiläum von „Feuerball“
feiern. Der Schauspieler hat bei „Schindlers Liste“ mit Spielberg
gearbeitet und neben Bruno Ganz in „Der Untergang“ gespielt. Wie
konnten Sie ihn überzeugen, mit Ihnen ein Bond-Event zu machen?
Haben Sie einfach angerufen, und er hat zugesagt?
Morgenstern: Nicht ganz, aber fast. Götz Otto ist sehr nett und
offen. Wir haben uns zum Essen getroffen, ich habe ihm das Projekt
beschrieben und er sagte, wenn es akut wird,
solle ich mich melden.
KG: Nach dem Hacker-Angriff auf Sony waren das
Drehbuch des neuen James-Bond-Films „Spectre“ und zahlreiche Details
zum Film im Netz. Haben Sie diese Informationen verwertet?
Morgenstern: Nein, das wäre illegal gewesen. Zwar haben Zeitungen
mehrfach nachgefragt, wie die Zusammenhänge sind, und um Analysen
gebeten, aber Sony ist durch den Angriff ein Schaden entstanden. Die
Vorgehensweise war eine Straftat, da darf man das Ganze nicht
ausschlachten. Die deutschen Bond-Club-Mitglieder haben sich
solidarisch gezeigt und keine Informationen, wie auch immer die an
sie herangetragen wurden, in Umlauf gebracht oder genutzt. Es geht
darum, die Bond-Macher zu unterstützen.
KG: Können Sie den Lesern einen kleinen Happen
anbieten, der Appetit macht auf das neue Bond-Abenteuer?
Morgenstern: Ja: Die Hauptfigur ist James Bond. Das reicht dann auch
schon als Info, denn jeder weiß: 007 steht für Qualität und gute
Unterhaltung.
Danny Morgensterns neues Buch „007 XXS - 50 Jahre James Bond
Feuerball“ erscheint am 3. Oktober. Zum Filmstart von „Spectre“ wird
Morgenstern im November ein weiteres Buch zum Thema James Bond
vorlegen. |